Abstract | In den letzten Jahren hat das Interesse an Varietäten des Englischen zugenommen, die in früheren britischen Kolonien in Situationen entstanden/entstehen, die sich durch Sprachkontakt und weit verbreitete Zwei- oder Mehrsprachigkeit auszeichnen. Englisch fungiert in diesen Situationen in einer Reihe von Kontexten, unter anderem ist Englisch in vielen dieser Länder eine der offiziellen Sprachen. Die Kontaktsprachen des Englischen dienen in diesen Kontaktökologien als sog. Substratsprachen, die möglicherweise die Entwicklung des Englischen beeinflussen.
Das Projekt widmet sich der Untersuchung der Wortbildung in unterschiedlichen second language varieties (ESL) des Englischen und der Art und Weise, wie diese durch die jeweiligen Kontaktökologien beeinflusst wird. Je nach Typologie der Kontaktsprache (synthetisch oder analytisch), so die Annahme im Projekt, sind analytische bzw. synthetische Wortbildungsmuster häufiger in der jeweiligen Varietät des Englischen zu finden. Dabei ist zu beachten, dass die Unterschiede in der Wortbildung vermutlich keineswegs kategorial sind, sich jedoch in einer gesteigerten bzw. reduzierten Auftretenshäufigkeit manifestieren. Die Produktivität mancher Wortbildungsprozesse wird also zu- bzw. abnehmen, je nach Typologie der Kontaktsprache. Daher bietet sich die Wortbildung in unterschiedlichen Varietäten an als Gegenstand einer frequenzorientierten Analyse innerhalb eines gebrauchsbasierten Paradigmas (z. B. Bybee 2010). Als Varietäten, die sich für eine Betrachtung eignen, werden asiatische New Englishes gewählt, genauer Hong Kong-Englisch, Singapur-Englisch und Indisches Englisch.
Da sich weder der Kern des grammatischen Systems noch der Kern der Lexik (Wortbildung im engeren Sinne) anbieten für eine grundlegende Beeinflussung durch Substratsprachen (z. B. Schneider 2007: 86), ist hier nach den Wortbildungsmustern zu suchen, die sich an der Grenzen zwischen Syntax und Lexik befinden. Ein Muster, das diese Bedingung erfüllt, ist Konversion. Es ist anzunehmen, dass Konversion dort häufiger auftritt, wo ein analytisches Substrat mit dem Englischen in Kontakt kommt.
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